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9-3 Die verschiedenen Methoden der Qigong Atmung
Aufgrund von Forschungen und Versuchen in den letzten 4000 Jahren wurden viele Methoden entwickelt, um den Atem zu regulieren. Jede Technik
hat ihre spezielle Theorie und ihr Ziel. Diese Techniken werden „Tiao Xi“ genannt, d.h. „den Atem regulieren“. Sie werden auch häufig „Tu Na“ genannt, d.h. „sich äußern und aufnehmen“. Die letztere Bezeichnung wird insbesondere dann
benutzt, wenn die Nase zum Einatmen und der Mund zum Ausatmen gebraucht wird. Weil es viele Stufen der Qigong Praxis gibt, werden die Methoden zur Regulierung des Atems nach ihrem Schwierigkeitsgrad, von der einfachsten zur schwierigsten
Methode klassifiziert. Im Folgenden nennen wir 13 Atemtechniken, die in Qigong Übungen verwendet werden.
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Atmen mit angehaltenem Atem
Das Atmen mit angehaltenem Atem ist eine Übungstechnik, bei der Qigong Übende das Qi in einen bestimmten Bereich lenken und dort halten
möchten. Zum Beispiel Kampfkünstler, besonders in den äußeren Richtungen erzeugen Qi in den Körpergliedern und halten dann den Atem an. Dadurch bleibt das Qi in den Körpergliedern, so dass sie es zum Kämpfen benutzen können. Um ein
alltäglicheres Beispiel zu nehmen: Wenn man ein Auto schiebt, stellt man manchmal fest, dass man nach Ausüben der Kraft den Atem anhält, damit die Kraft länger anhält. In den inneren Qigong Übungen lenkt man das Qi oft zu einem bestimmten
Punkt und hält dann sanft den Atem an. Das Ziel kann dabei sein, das Potential eines bestimmten Punktes zu erhöhen, um eine Blockade aufzulösen. Wenn ein Kampfkünstler der inneren Kampfkünste eine innere Verletzung hat, leitet er häufig Qi
zu der Verletzung und hält es für kurze Zeit dort, um den Bereich zu energetisieren und um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Dabei muss man den Atem sanft anhalten und den Körper entspannt halten, so dass man das Qi fühlen und
lenken kann.
Wir sehen, dass das Anhalten des Atems bei Qigong Übungen eine höhere Stufe darstellt als die zuvor besprochenen. Bevor diese Technik geübt werden kann, müssen wir die Beherrschung der Atemtechniken meistern und das Qi unseres Körpers verstehen, sonst werden wir die Situation verschlechtern. Wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass ohne ein gründliches Verständnis des Warum und Wie der Übungen, das Anhalten des Atems sehr gefährlich ist – besonders im Nei Dan Qigong. Wenn wir den Atem anhalten, sammelt sich das Qi und es stockt. Wenn das gesammelte Qi in einem Punkt oder in den Organen verweilt, kann es das normale Funktionieren des Körpers beeinträchtigen. Für den Anfänger ist es sehr leicht, sein Qi im Solarplexus und im Herzen zu halten, was für das Herz schädlich sein kann oder sogar den Tod zur Folge haben kann. Ehe man mit Übungen zum Anhalten des Atems beginnt, müssen wir den kleinen und den großen Kreislauf vervollständigen.
In den äußeren Qigong Richtungen ist das Anhalten des Atems nicht so gefährlich wie in den inneren Qigong Richtungen. Die meisten der äußeren Qigong Richtungen arbeiten mit Qi in den Körpergliedern. Stauungen des Qis in den Gliedern sind nicht so gefährlich wie Stauungen im Körper, die sich auf die inneren Organe auswirken können.
In den Nei Dan Qigong Übungen gibt es drei Hauptgründe dafür, den Atem anzuhalten:
Lenkung des Qis zu den Körperenden oder darüber hinaus.
Erinnern wir uns daran,dass wir bei Nei Dan Übungen entspannt und
ruhig bleiben müssen, dann sind wir in der Lage, Qi zur Haut zu führen. Ohne besondere Übung ist es normalerweise sehr schwer, Qi zu den Haaren oder jenseits der Haut zu führen. Nei Dan Qigong Übende haben herausgefunden, dass wenn sie
einmal Qi zu ihrer Haut führten, wenn sie sanft ihren Atem anhielten, sie ihren Geist benutzen konnten, um das Qi noch weiter zu leiten. Wenn das Qi in der Haut gehalten wird, wird das Qi Potential gesteigert und die Millionen winziger
Qi-Bahnen werden geöffnet. Das macht es dem Qi leichter, auch außerhalb der Haut zu gelangen. Je mehr wir üben, desto mehr werden wir es außerhalb der Haut ausbreiten können. Es heißt: “Transportiere Qi, so wie durch eine Perle mit einem
Loch mit neun Kurven selbst die kleinste Stelle erreicht wird.“ Wir sollten Qi zu jedem Teil des Körpers bringen können, tief innen vom Knochenmark bis zu jenseits der Hautoberfläche.
Vollständiges Ein- und Ausatmen
Bei dieser Art von Bauchatmung übt man Ein- und Ausatmung bis zum äußersten Punkt in Koordination mit dem Heben und Senken des Bauches. Man versucht auch, die
Dauer jedes Atemzuges zu verlängern. Wenn wir dies üben, machen wir ein leichtes Geräusch beim Ein- und Ausatmen. Diese Übung hat mehrere Aspekte:
Wenn wir diese Atemtechnik praktizieren, halten wir den Körper so entspannt wie möglich. Unser Geist muss ruhig und klar sein, so dass wir
das Qi zur Haut lenken können und es im Knochenmark verdichten können. Man sollte diese Technik nicht gewohnheitsmäßig anwenden, sondern nur gelegentlich, um die Lungenzellen zu beleben, die im Allgemeinen nicht benutzt werden. Die volle
Atmung ist der Schlüssel zur Hautatmung, die wir als nächstes behandeln.
Körper- oder Hautatmung
Die Körper- oder Hautatmung ist eines der Hauptziele der Qigong Atmung. Sie bedeutet, dass beim Atmen auch der gesamte Körper Qi durch die Haut atmet. Beim Ausatmen
bewegen wir Qi zur Haut und die Poren öffnen sich; wenn wir einatmen, nehmen wir von außen Qi auf und die Poren schließen sich. Wenn wir Qi beim Ausatmen zur Haut leiten können, fühlt es sich so an, als ob man die Haut an einem Wintertag
der Sonne aussetzen würde. In der Sonne öffnen sich die Poren leichter, um Energie aufzunehmen und wieder abzugeben. In Qigong Übungen benutzen wir aber den Geist um das Qi zur Haut zu führen, um die Poren aus dem Körperinneren zu
energetisieren. Sind die Poren einmal energetisiert, öffnen sie sich weit und wenn wir einatmen, wird das Qi nach innen geleitet und die Poren schließen sich. Nachdem man eine Zeitlang Qigong praktiziert hat, möchten wir, dass das Qi jede
Körperzelle erreicht, insbesondere die Haut. Die Hautatmung lässt uns unsere Poren öffnen, so dass die Luft hereinkommen kann und der Abfall, der sich in ihnen sammelt, entfernt wird. Qi zur Haut zu führen ist ein erforderlicher Schritt,
wenn sich das Qi jenseits unseres Körpers ausdehnen soll. Wenn wir dieses Stadium erreichen, kann unser Qi überall hin gelangen, wo unser Wille es hinführt. Wir werden über viel Qi verfügen und unsere Qi Zirkulation ist überall harmonisch.
Dies ist der Schlüssel zur Bewahrung der Gesundheit und zur Verlängerung des Lebens.
Wenn wir die Körperatmung üben, zentrieren wir uns im Dantian und stellen uns vor, dass unser Körper und das Qi wie ein großer Strandball sind. Jedes mal wenn wir einatmen, bringt das Yi alles Qi zur Mitte und der Ball schrumpft, und wenn wir ausatmen, dehnt sich der imaginäre Ball aus. Wenn der Trick funktioniert, werden wir entdecken, dass sich dieser Qi Ball allmählich ausdehnt um den ganzen Körper zu bedecken. Wenn wir atmen, atmet auch dieser Qi Ball (Abbildung 9-2).
In daoistischen Büchern wird diese Körper- oder Hautatmungsmethode als eine der „Fu Qi Fa“ (Yield Qi Methods) betrachtet. Sie ist enthalten in Ling Bao Bi Fa (Spiritual Treasure to Reach the End Method). Bei dieser Übung beginnen wir mit einer vollständigen Einatmung und halten bewusst die Luft im Körper an. Dann lassen wir die Luft langsam heraus. Wenn wir diese Methode anwenden, ist dies auch der erste Schritt zur Haut- oder Körperatmung. Nach langer Übungszeit können wir die Dauer der Atemzüge verlängern und das Ziel des „Gui Xi“ (Schildkrötenatmung) erreichen. Man nimmt an, dass Schildkröten Hunderte von Jahren leben können, weil sie in der Lage sind, Luft direkt durch die Haut auszutauschen.
Wir danken unserer Kursteilnehmerin Marlies Jeismann für die Übersetzungarbeit an
Dr, Yang, Jwing-Ming’s Werk
“The Roots of Chinese Qigong”
Kapitel Kapitel 9, Regulierung des Atems (Tiao Xi)
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