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13. (Ein) Lied über Verständnis und Anwendung
- Anonymer Klassiker -
Das Tai – Chi – Chuan, seine dreizehn Haltungen [Stellungen], Es gibt zwei Arten des Chi´s, unterschieden als Yin und Yang, dies ist geheimnisvoll.
Weil es acht grundlegende Bewegungen und fünf Schritte in seiner Strategie zu kämpfen umfaßt, wird das Tai – Chi – Chuan auch als die dreizehn Haltungen bezeichnet.
Andere Namen für Tai – Chi – Chuan sind: „die weiche Abfolge“ (Mian Chuan) und „die lange Abfolge“ (Chang Chuan).
Diese außerordentlichen Übungen sind ein umfassendes Training und beinhalten Strategien, zu kämpfen. Seine Grundlagen bestehen aus zwei Arten des Chi´s, nämlich Yin und Yang.
Vom Yin und Yang ursprünglich abgeleitet und hervorgebracht werden die unzähligen Techniken; doch sie alle gehören zum „Einen“ ( dem Ur-Prinzip). Alles gehört zu Einem.
Tai – Chi – Chuan besteht aus zwei Polen, beinhaltet vier Phasen und es ist unbegrenzt. [infinite = ohne Grenzen, unbegrenzt, unendlich).
Von Yin und Yang ( den immateriellen und materiellen) Strategien in den Kampfkünsten, wird das Prinzip der Aufhebung [Neutralisation] hervorgehoben. {Anmerkung des Übersetzers:
Gemeint ist auf Hartes, Durchdringendes mit Weichem, Annehmenden und auf Weiches mit Härte zu antworten.} Aus diesem Prinzip des Aufhebens werden all die unzähligen Techniken geschaffen.
Aus den zwei Polen des Tai – Chi´s - Yin und Yang – werden vier Phasen hervorgebracht; diese vier Phasen bringen wiederum acht Trigramme
(ba gua oder pa-kua = die acht ursprünglichen oder Basis- Zeichen des Wandlungsbuches I-Ging) hervor, die acht Trigramme erzeugen vierundsechzig Hexagramme,
und die Hexagramme bringen wiederum alles andere hervor. Die vier Phasen sind das äußerste [vollständige] Yin und das äußerste [vollständige] Yang, das unvollständige Yin und das unvollständige Yang.
Die Chinesen übersetzen diese Stelle mit „ohne Grenzen“, wörtlich „verschwommen und fei von Kanten“. Das beinhaltet das Gefühl auf einem nebligen Fluß zu sein,
wo alle Dinge ununterscheidbar sind und die Ufer nicht sichtbar sind. Das Konzept des Grenzenlosen ist mehr ein Konzept der Formlosigkeit und des Ewigen,
der unerschöpflichen Möglichkeiten, als ein Konzept reiner räumlicher Weite, des physikalischen Universums oder der endlosen Wiederholungen, mit der mathematischen Unendlichkeit.
“Folgt Ihr dem Wind, wie kann Euer Kopf dann herabhängen?“ Der Meister hat einen Leitsatz. Er möchte ihn heute den Menschen mitteilen, die ihn zu verstehen vermögen.
“Wenn die Sprudelnde Quelle (Yong Quan, Niere 1) keine Wurzeln hat, dann hat die Hüfte keinen Herrn“, Ihr könnt dann noch so sehr versuchen unermüdlich zu lernen bis ihr sterbt,
aber ihr werdet keinen Erfolg haben.
“Wenn ihr schwankt und euch im Raum bewegt wie ein Drache im Wind, könnt ihr nicht das Gefühl kultivieren,
als ob ihr von oben aufgehängt [wörtlich: suspended = herabgehängt] seid.“ {Anmerkung des Übersetzers: Gemeint ist die Verbindung des Punktes Hundert Zusammenkünfte, Bai Hui, Du Mai 20, mit dem Himmel}
Ihr müßt den Körper gerade und aufrecht halten, wobei eine immaterielle Energie den Kopf anhebt und Euch das Gefühl vermittelt „oben“ aufgehängt zu sein.
Zur selben Zeit muß Euer Chi herabsinken bis in die Fußsohlen zur Sprudelnden Quelle. Eine gute Verwurzlung zu haben ist absolut notwendig, um die Kraft bis in die Hände
oder zu irgendeinem anderen Teil Eures Körpers zu bekommen; die gilt für alle Techniken. Eine gute Wurzel ist ebenso erforderlich für den effektiven Einsatz Eurer Hüfte.
Wenn Ihr keine Verwurzlung und keine Kontrolle in Eueren Hüfte habt, sind alle eure Übungen vergeblich und eure Techniken ineffektiv.
Stabile Verwurzlung heißt, daß Ihr Eure Mitte findet, Euch Euer Gleichgewicht erhaltet und Eure Grund(ein-)stellung korrekt ist. Jedes dieser Elemente muß geübt werden bis sie zur Gewohnheit geworden sind,
damit Ihr die Wurzeln unter allen gegebenen Umständen findet. Der häufigste, einzelne Fehler, der von Kampfkünstlern und von Menschen im Allgemeinen gemacht wird, ist der Verlust der Wurzeln,
sowie das Anheben der Mitte unter belastenden äußeren Umständen.
“Wenn Verständnis und Anwendung sich wechselseitig unterstützen, - gibt es noch irgendeinen anderen Trick?
Nein! denn das wunderbare Chi kann Deine Hände erreichen.
Ein Übender in den Kampfkünsten muß zuerst die Prinzipien und Techniken erlernen
und erst dann sollte er darüber nachdenken und die tiefere Bedeutung der Theorie begreifen. Erst danach wird er fähig sein, Theorie und Techniken vollständig anwenden.
Nachdem er ausreichende Erfahrung in der Anwendung erlangt hat, sollte er zur Theorie zurückkehren und erneut darüber nachdenken
und anschließend [die Erkenntnisse] auf die Techniken anwenden und so weiter und so fort. Verständnis und Anwendung unterstützen sich wechselseitig und werden einem helfen,
ein Kampf–Künstler auf hohem Niveau zu werden. Wenn Du diesen Weg praktizierst, kann Dein Chi Deine Hände erreichen.
Das wird nicht nur vorteilhaft für Deine Gesundheit sein, sondern auch nützlich in einer Auseinandersetzung.
Peng (abwehren), Lu (zurückweichen), Ji (drücken), An (schieben),
Cai (ziehen), Lie (teilen), Zhou (drängen), Kao (stoßen), Jin (vorwärts), Tui (rückwärts), Gu (links), Pan (rechts), Ding (zentrieren). Wehre nicht [absichtlich], wehre ohne-Absicht ab;
gebe nicht [absichtlich], gebe Absichts-frei nach.
Für alle dreizehn Haltungen gilt, daß Du dem Gesetz der natürlichen Antwort folgen solltest.
Das Nachgeben [Annehmen] und das Abwehren [Neutralisieren] sollten keine großen, bewußten Bewegungen sein. Sie sollten natürlich und frei vom bewussten Wollen erfolgen. Versuche nicht nachzugeben.
Stehe einfach ruhig und in eurer Mitte und laß die Dinge natürlich geschehen. Klebe einfach an Deinem Partner, folge ihm und wehre natürlich ab.
“Wünschst Du, mit dem Fuß vorwärts zu gehen,
dann mußt Du mit dem hinteren Fuß loslaufen. Dein Körper ist wie eine sich bewegende Wolke. Wenn Du mit den Händen schlägst, warum die Hände benutzen?
Dein ganzer Körper sind die Hände, doch Deine Hände sind nicht „Deine“ Hände. Jedoch solltest Du immer achtsam sein, um das zu schützen, was die ganze Zeit über geschützt sein sollte.“
Willst Du Dich bewegen, dann laufe mit dem hinteren Fuß los. Bewege Dich wie eine Wolke. Wenn Du schlägst, benutzt nicht die Kraft Deiner Arme.
An Stelle dessen benutze die Kraft des gesamten Körpers, hervorgebracht von Deinen Beinen und kontrolliert von Deiner Hüfte. Es ist nicht einmal erforderlich, daß Du überhaupt Deine Hände einsetzt.
An Stelle dessen Kannst Du jeden Teil des Körpers verwenden, der im Kontakt mit Deinem Partner steht. Jedoch, immer wenn Du handelst, dann erinnere Dich und frage Dich:
„Was ist notwendig, um mich selbst zu schützen?“
übersetzt von Jörg aus
”Tai Chi Secrets of the Ancient Masters” selected Readings with Commentary by Dr. Yang, Jwing-Ming ISBN 1-88696-971-X
![Taijiquan-Lehrstück[01], Zhang, San-Feng zugesprochen. Kommentare von Dr. Yang, Jwing Ming](../../Tai-Chi-Secrets-of-the-Ancient-Masters_Dr-Yang-Jwing-Ming.jpg)
14 Texte auf ca. 100 Seiten A Motivational Pocket Guide for Tai Chi Chuan
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