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Die Kalligraphie “ting” horchen, hören, verstehen
links oben: das Ohr, darunter ein Mensch, der still steht; also jemand, der achtsam lauscht. Das Lautzeichen auf der rechten Seite „té“ ist die Tugend, auch innere Kraft.
hören, folgen, befolgen, lassen, Wartezeit, eine Halle, einwilligen, einreichen,
handhaben regeln, Richtlinie, urteilen und entscheiden
“ein Mensch steht auf seinem Platz und lauscht.“

Wirklich zu hören, zuhören führt dazu, die eigenen Tugenden, die „innere Kraft“ zu vervollkommnen.
Wir sollten sparsam und sorgsam mit unserer Sprache umgehen;
genauso sollten wir beim Hören Achtsamkeit walten lassen.
Das Leben hält in Bezug auf das Zuhören ein sehr umfangreiches Angebot für uns bereit.
Finden wir an Klatsch, Banalitäten und Obszönitäten gefallen, dann ergötzen wir uns an Worten, die unsere niederen Instinkte stimulieren. Im Gegensatz dazu fördern Worte der Weisheit
die Entwicklung unseres höheren Bewußtseins.
Die Worte der Weisen sind nicht mit unsichtbarer Tinte in heiligen BĂĽchern geschrieben,
die versteckt in unzugänglichen Höhlen des Himalayas lagern. Sie sind überall auf der Welt in großem Umfang zugänglich, sogar an Zeitungsständen. Die Geheimnisse des Lebens sind nicht verborgen,
sondern uns sehr nah. Aber hören wir sie? Achten wir auf sie? Horchen, Zuhören ist eine Kunst, die zu kultivieren Zeit braucht. Einmal müssen wir uns Zeit nehmen, um sie zu hören; und es braucht auch Zeit,
bis sie in unser Herz vordringen.
Wenn wir Worte der Weisheit hören, bedeutet dies nicht, daß wir sogleich auf ein höheres geistiges, spirituelles Niveau angehoben werden. Vielmehr suchen die,
„die dem Weg folgen“ nach Worten der Weisheit und lassen zu, daß sie sich tief in ihrem Inneren ansammeln.
Daher sprachen die Alten Meister im Zusammenhang mit der Entwicklung von Innerer Kraft davon,
daß nur die, „die in der Kraft [Tugend] bewanderten
“, Worte der Tugend hören können. Nur wer über Stärke [„li“] verfügt, will Worte der Stärke; nur wer echte Gelehrsamkeit besitzt,
erkennt Worte echter Gelehrsamkeit.
nach Deng Ming-Dao

Tao im Täglichen Leben [S. 79 ff.]
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