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Lesen Sie Marlies Übersetzung zur
“Regulierung des Körpers”
aus
Dr. Yang, Jwing-Ming’s
“Roots of Chinese Qigong”
8-4. Verwurzelung, Zentrierung und Gleichgewicht [Balance]
Wenn wir unseren Körper regulieren, kümmern wir uns neben der Entspannung auch um Wurzeln, Zentrieren und Ausgleichen. Damit wir uns natürlich, bequem und stabil
fühlen, müssen wir eine feste Wurzel haben. Die Methoden des Wurzelns sind beim Stehen und Sitzen unterschiedlich. Wenn wir stehen, bilden wir unsere Wurzel von den Füßen zum Boden. Wenn wir auf einem Stuhl sitzen, bilden wir unsere Wurzel
von den Hüften nach unten zum Boden. In jeder Haltung oder Bewegung gibt es für diese Form oder Bewegung eine Wurzel. Wurzeln beinhaltet nicht nur das Wurzeln des Körpers, sondern auch der Form und der Bewegung. Jede Haltung oder Form hat
ihre einzigartige Art des Wurzelns, die von ihrem Zweck oder Prinzip her bestimmt wird.
Wir möchten z.B. in bestimmten Qigong Übungen das Qi zu den Handflächen leiten. Um dies zu tun, stellen wir uns vor, dass wir einen Gegenstand
nach vorne schieben, wobei unsere Muskeln entspannt bleiben. In dieser Übung bleiben die Ellbogen unten, um ein Gespür für die Wurzel des Schiebens zu bekommen. Wenn wir die Ellbogen heben, verlieren wir den gedanklichen Sinn der Bewegung,
denn der Stoß wäre unwirksam, wenn wir wirklich etwas stoßen würden. Weil die Absicht oder der Zweck der Bewegung ihr Grund ist, führen wir nun eine zwecklose Bewegung durch und wir haben keinen Grund, das Qi auf irgendeine Weise zu
lenken. In diesem Fall ist der Ellbogen die erste Wurzel der Bewegung. Diese Wurzel muss mit der Wurzel unseres Körpers auf dem Boden verbunden werden, um fest und vollständig zu sein. Deshalb baut das Wurzeln der Arme auf das Wurzeln des
Körpers auf. Um die beiden Wurzeln stark zu verbinden, muss der Brustkorb zur Unterstützung nach innen gebogen sein (Abbildung 8-1). Weiterhin darf unser Stand nicht kerzengerade sein. Wenn wir einen schweren Gegenstand schieben, müssen
wir uns ein wenig nach vorne beugen. Wenn wir gerade stehen, haben wir keine Wurzel zum Stoßen. Wir müssen einen Pfeil- und Bogenstand einnehmen, um nach hinten zu stoßen und um Kraft für die nach vorne drückende Kraft zu erzeugen. Wenn
das alles zutrifft, können wir sagen, dass wir über eine feste Wurzel zum Drücken verfügen. Um mit der maximalen Kraft zu drücken, müssen wir auch unsere Mitte und unser Gleichgewicht suchen. Wenn wir unsere Wurzel, unsere Mitte und das
Gleichgewicht gefunden haben, ist unsere Haltung natürlich und bequem, und unser Yi wird stark genug sein, um den Stoß zu lenken.
Wir sehen somit, dass wir zuerst den Zweck einer Haltung verstehen müssen, damit sie eine Wurzel hat.
Wenn wir das Warum einer Haltung verstehen, schweift unser Geist nicht ab und wir wissen, wohin wir wollen. Den Zweck und die Theorie zu verstehen, ist die Wurzel von allem. Dadurch festigt sich unser Geist, so dass er den Körper in eine
Haltung führen kann, die uns die bestmögliche Wurzel, die Mitte und den Ausgleich bietet. Um dieses Stadium zu erreichen, müssen wir Geist und Körper entspannen.
Ehe wir unsere Wurzel entwickeln können, müssen wir zuerst entspannen
und unseren Körper sich setzen lassen. Wenn wir entspannen, wird sich die Spannung in den verschiedenen Teilen des Körpers auflösen und wir finden eine bequeme Methode des Stehens. Wir hören auf, mit dem Boden zu kämpfen, um den Körper
gerade zu halten und wir lernen, uns zum Stützen auf unseren Körper zu verlassen. Dadurch werden die Muskeln noch mehr entspannt. Weil unser Körper sich nicht damit abmüht, aufrecht zu stehen, wird unser Yi nicht nach oben stoßen und unser
Körper, unser Geist und unser Qi sind in der Lage zu sinken. Wenn man schmutziges Wasser stehen lässt, setzen sich die Unreinheiten allmählich auf dem Grund ab und das Wasser darüber bleibt klar zurück. Genauso verhält es sich, wenn wir
unseren Körper entspannen und ihn sich setzen lassen, so sinkt unser Qi zum Dantian und der Sprudelnden Quelle (Yongquan Punkt, Ni-1) in den Füßen und klärt den Geist. Dann können wir damit beginnen, unsere Wurzel zu entwickeln.
Wenn wir unsere Wurzel entwickelt haben, müssen wir lernen, unsere Mitte zu halten. Die Mitte schließt sowohl die Mitte des Geistes als auch die körperliche Mitte ein. Wir müssen zuerst den Geist zentrieren, um den Körper zu seiner Mitte
zu führen. Um unseren Geist zu zentrieren, müssen wir zuerst unseren Körper entspannen, wodurch der Geist jeden Teil fühlen und spüren kann. Obwohl die Wurzel für den Prozess der Lokalisierung unserer Mitte wichtig ist, können wir oft
unsere Mitte finden, ohne eine Wurzel zu haben. Beim Skifahren z.B. haben wir keine Wurzel, aber wir müssen unsere Mitte haben, um das Gleichgewicht zu halten. Bei den Stehübungen im Qigong ist es eine Hilfe, eine Wurzel zu haben, damit
wir unsere Mitte leichter lokalisieren können; wenn wir die Mitte haben, ist die Wurzel noch fester. Beide sind aufeinander bezogen und können in Wirklichkeit nicht getrennt werden.
Durch eine feste, stabile Mitte kann sich unser Qi
gleichmäßiger und gleichförmiger entwickeln. Wenn wir diese Mitte verlieren, wird unser Qi nicht gleichmäßig geführt. Um den Körper zentriert zu halten, müssen wir zuerst unser Yi zentrieren und dann unseren Körper darauf abstimmen.
Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass die Mitte des Geistes und die des Körpers oft nicht übereinstimmen. Wenn wir zum Beispiel im Bogenstand stehen, beugen wir uns ein wenig vor, so dass die Mitte unseres Körpers über dem vorderen Fuß
ist. Wenn wir unsere geistige Mitte weiter nach hinten halten, können wir den Körper zentriert halten, obwohl jemand der uns zuschaut, denken würde, dass wir aus dem vorderen Gleichgewicht sind. Wenn aber unsere geistige Mitte ebenfalls
nach vorne gehen würde, verlieren wir unsere Mitte und unser Gleichgewicht. Wenn die körperliche Mitte zu weit weg ist, können wir unsere geistige Mitte aber auch nicht benutzen, um sie auszugleichen. Je näher die geistige und die
körperliche Mitte zusammen sind, desto stabiler sind wir. Bei den Qigong Übungen sind die geistige und die körperliche Mitte die Schlüssel, die es uns ermöglichen, unser Qi auch jenseits des Körpers zu lenken.
Nachdem wir
schließlich einen entspannten Körper, eine feste Wurzel und eine Mitte haben, können wir unser Yi, unser Qi und den physischen Körper ausgleichen. Der Ausgleich ist das Ergebnis des Wurzelns und Zentrierens. Gleich mit welchem Aspekt des
Ausgleichens wir uns beschäftigen, müssen wir zuerst das Yi ins Gleichgewicht bringen. Nur dann können wir das Qi und den physischen Körper ausgleichen. Wenn unser Yi ausgeglichen ist, kann es uns dabei helfen, genau zu urteilen und den
Weg des Qi-Flusses zu korrigieren. Wenn unser Yi ausgeglichen ist, wird das Qi gleichmäßig geführt. Erinnern wir uns, dass der Trick zum Ausdehnen unseres Qi ist, es gleichmäßig auszudehnen. Es ist so wie beim Anschieben eines Autos, wo
wir rückwärtige Kraft benötigen, um Kraft nach vorne zu erzeugen.
Normalerweise ist das Qi nicht auf den beiden Körperseiten nicht gleich ausgeglichen, einfach weil wir eine Hand öfter als die andere benutzen. Wenn man z.B.
Rechtshänder ist, ist es einfacher das Qi zur rechten Hand als zur linken zu führen. Man stellt auch manchmal fest, dass die Schuhsohle auf der einen Seite abgetretener ist als auf der anderen. Als Qigong Übende(r) sucht man in einer
solchen unausgeglichenen Situation nach der geistigen Mitte. Um dies zu tun, muss der Geist sehr klar sein und die Umgebung und die körperliche Verfassung einschätzen können. Wenn wir z.B. den rechten Arm drei Minuten in warmes
Wasser halten und den linken Arm in kaltes Wasser und sofort beide Hände in einen anderen Wasserbehälter eintauchen, fühlt sich eine Hand wärmer als die andere an. Diese Art von äußerem Einfluss zerstreut das Yi und bewirkt, dass es seine
Mitte verliert. Bei den Qigong Übungen sucht man deshalb nach einer Übung, die Yi und Körper gleichermaßen entwickelt. Z.B. indem man mit beiden Händen dieselbe Form oft übt.
Um Wurzeln, Zentrieren und Ausgleichen zu analysieren,
besprechen wir zwei der verbreitetsten Stehpositionen. Wenn wir diese beiden verstanden haben, können mit derselben Methode jeden anderen Stand analysieren.
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