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Wen-Tzu - das Verstehen der Geheimnisse
Textauswahl aus den Übersetzungsversionen von Thomas Cleary:
Gesetze fallen nicht vom Himmel und entspringen nicht der Erde Sie entstammen der Selbstreflexion und Selbstkorrektur des Menschen.
Wenn wir wirklich an der Wurzel angelangt sind, werden uns die Zweige nicht verwirren. Wenn wir erkennen, was das Wesentliche ist,
dann wird uns der Zweifel nicht mehr plagen.
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Was für die unteren Stufen gilt, darf auf den höheren Stufen nicht mißachtet werden, was dem Volk verboten wird,
darf priviligierten Menschen nicht gestattet werden. Wenn also Menschen, die andere führen, Gesetze erlassen, dann sollten sie sie zuerst auf sich selbst anwenden, um sie auszuprobieren.
Erst wenn eine Bestimmung für die Führung geeignet ist, darf sie dem Volk auferlegt werden.
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Gesetze und Verordnungen werden den Gepflogenheiten der Menschen anzupassen sein.
Die Werkzeuge sind dem Wandel der Zeit unterworfen.
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Menschen, die unter dem Zwang von Regeln stehen, sind nicht in der Lage, neue Unternehmungen mitzuplanen. Menschen, die an Ritualen kleben,
können nicht bewegt werden sich auf Veränderungen einzustellen. Erst wenn wir das Licht der persönlichen Wahrnehmung und auch die Klarheit des persönlichen Lernens erlangt haben,
werden wir den Weg im Handeln beherrschen.
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Jene, die wissen, woher Gesetze stammen, passen sie den Erfordernissen der Zeit an,
jene, die nicht um den Ursprung der Wege zur Ordnung wissen, mögen diese Wege zwar beschreiten, aber sie werden letzten Endes doch im Chaos enden...
Nur durch Weisheit ist es möglich, die zu unterstützen, die sich in der Gefahr bewegen, ansonsten wird es unmöglich sein, Ordnung ins Chaos zu bringen.
Da es genug Ignoranten gibt, die nur über die Vergangenheit reden und das Althergebrachte verherrlichen, handeln wir nicht nach Gesetzen, die nicht Sinn-voll sind und schenken auch keinen Worten Gehör,
die sich als unwirksam erwiesen haben
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Gibt es mehr als genug, ist jeder nachgiebig, gibt es weniger als genug, dann herrscht Konkurrenz. Sind die Menschen nachgiebig,
dann entwickelt jeder Höflichkeit und Gerechtigkeit. Herrscht Konkurrenz, dann kommen Gewalt und Verwirrung auf. Sind die Wünsche zahlreich, werden die Sorgen deswegen nicht weniger.
Für jene, die Bereicherung suchen, hört der Wettstreit nie auf. Ist unsere Gesellschaft in Ordnung, bewahren wir uns Aufrichtigkeit und lassen uns nicht durch Gewinn oder Vorteil verführen.
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Ist unsere Gesellschaft im Chaos, dann benehmen sich die oberen Klassen wie Verbrecher, und auch Gesetze können diesem nicht ein Ende machen.
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Es gibt drei Arten des Todes, die keine natürlichen Ursachen haben : Wenn du unmäßig ißt und trinkst und deinen Körper sorglos und geringschätzig behandelst, dann werden dich Krankheiten töten.
Wenn deine Habgier und dein Ehrgeiz keine Grenzen kennen, dann werden dich Strafen töten. Wenn du zuläßt daß kleine Gruppen die Rechte der Massen verletzen
und die Schwachen von den Starken unterdrückt werden, dann werden dich Waffen töten. *
Ergründe dein Schicksal, kontrolliere dein Denken, ordne deine Vorlieben und lebe im Einklang mit deiner wahren Natur;
dann hast du den Weg des Führens erfaßt. Ergründe dein Schicksal, und weder Unglück noch Glück können dich in Verwirrung stürzen. Kontrolliere dein Denken,
und du wirst den Empfindungen von Freude oder Zorn nicht hilflos ausgeliefert sein. Ordne deine Vorlieben, und du wirst nicht ersehnen, was nutzlos ist. Lebe im Einklang mit deiner wahren Natur,
und deine Wünsche werden nicht maßlos sein. Wenn dich weder Glück noch Unglück verwirren können, dann folgst du der Vernunft, ob du nun handelst oder ruhst.
Wenn du es nicht dem Zufall überläßt, ob du Freude oder Zorn empfindest, dann schmeichelst du den Menschen nicht in der Hoffnung auf Belohnung oder der Furcht vor Strafe.
Wenn du nicht ersehnst, was nutzlos ist, dann verletzt du deine Natur nicht durch Gier. Wenn deine Wünsche nicht maßlos sind, dann nährst du das Leben und erfährst Zufriedenheit.
Diese vier Dinge kannst du nicht im Äußeren finden, sie hängen nicht ab von anderen Menschen. Erreiche sie, indem du zu dir selbst zurückkehrst !
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Was der Himmel überspannt, was die Erde trägt, was Sonne und Mond bescheinen, das unterscheidet sich durch Form und Beschaffenheit, aber alles hat seinen Platz.
Was die Freude freudvoll macht, kann auch Trauer hervorbringen und was Sicherheit sicher macht, kann auch Gefahr herauf beschwören. Wenn also Weisheit die Menschen führt,
dann wird dafür gesorgt daß die Menschen in ihrem Heim sicher sind, daß sie dort leben, wo sie sich wohl fühlen. Es wird dafür gesorgt, daß die Menschen die Arbeit verrichten, der sie gewachsen sind,
daß sie in Angriff nehmen, was sie bewältigen können, und daß sie ihr Bestes geben. Auf diese Art und Weise sind alle Menschen gleichgestellt
und werden sich nicht gegenseitig in den Schatten stellen.
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Großmütige Führer breichern ihr Volk, despotische Führer bereichern sich selbst.
Länder, die in Gefahr sind, bereichern ihre Beamten. Geordnete Nationen scheinen Mangel zu leiden, verlorene Nationen haben leere Speicher. Deshalb heißt es:
Wenn Führer es nicht ausbeuten, wird das Volk von selbst reich, wenn Führer sie nicht manipulieren, dann entwickeln sich die Leute von selbst.
Wenn du eine hunderttausend Mann starke Armee aufstellst, dann kostet dich dies tausend Einheiten Gold pro Tag. Militärischen Aktionen folgen immer schlechte Jahre.
Daher sind Waffen keine glückbringenden Werkzeuge und klare Menschen horten sie nicht. Hast du dich mit großen Feinden versöhnt und trotzdem noch Haß, wie ungeschickt hast du da gehandelt.
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Der Weg besteht darin, das zu bewahren, was du bereits hast, und nicht darin, das zu suchen, was du nicht hast. Wenn du suchst, was du nicht bekommen hast, besteht die Gefahr,
das zu verlieren, was du bereits hast; begnügst du dich mit dem, was du bereits hast, dann wird auch kommen, was du anstrebst.
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Der Weg vermag jene, die auf ihren Vorteil bedacht sind, nicht zu fördern, aber du kannst ihn benutzen, um deinen Geist zu festigen und Schaden abzuwenden.
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Der Weg sagt:
In der Dunkelheit folge der Autorität der Natur und habe teil an der Energie der Natur; du wirst dir keine Gedanken und Sorgen machen, du wirst nichts Überflüssiges anhäufen.
Du heißt das, was kommt nicht willkommen und du klammerst dich nicht an das, was geht. Menschen weilen im Norden oder Süden, im Osten oder Westen, du weißt zu verweilen in der Mitte.
So du vermeidest, deine Aufrichtigkeit zu verlieren, auch wenn du unter unaufrichtigen Menschen lebst; du fließt gemeinsam mit der Welt und verläßt doch nicht dein Reich.
Du strebst nicht danach, gut zu sein, und versuchst nicht, einer Schande auszuweichen. Da du dem Weg der Natur folgst,
beginnst du nichts bewußt und konzentrierst dich nicht allein auf dich selbst. Da du mit dem Muster der Natur übereinstimmst, planst du nicht im voraus, aber du verschwendest deine Zeit nicht
und läßt keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen. All deine Hoffnung legst du in die Natur und suchst keinen Gewinn, ohne aber das Glück von dir zu weisen. Da du den Gesetzen der Natur folgst,
gibt es in deinem Inneren kein ungerechtfertigtes Glück und äußerlich kein ungerechtfertigtes Unglück, und so entstehen weder Glück noch Unglück. Wie könnte dich da jemand berauben ?

Der Klassiker Wen-Tzu - “das Verstehen der Geheimnisse”
Starke und zeitlose Aussagen der Tao-Meister des Weges (ca. 800 bis 300 vor unserer Zeitrechnung) “Also sprach Lao-Tze” - in der Übersetzung von Thomas Cleary (Hrg.)-
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