*
Suzuki Shosan, aus: “Eine Abhandlung über das tägliche Leben des Kriegers”
Über die verschiedenen Wege zur Entwicklung von Charakterstärke. Im Geist des gewöhnlichen Menschen gibt es heitere Stimmungen, wenn er Probleme überwindet und depressive Stimmungen,
wenn die Probleme ihn überwinden. Heitere Stimmungen führen zur Welt der Erleuchtung, und depressive Stimmungen führen zur Gefangenschaft. Wenn wir all unser Streben auf die Befreiung richten,
dann sollten wir uns Tag und Nacht in der heiteren Stimmung üben. Dies sind die depressiven Stimmungen, die dazu führen, daß wir uns von Problemen beherrschen lassen: Nachlässigkeit, Unhöflichkeit,
Gleichgültigkeit gegenüber Konsequenzen, Mißachtung der Tatsachen der Unbeständigkeit und der Unwirklichkeit, Wunsch nach persönlichem Ruhm und Glück,
Üppigkeit, Zweifel und Mißtrauen, Pingeligkeit, Furchtsamkeit, Geiz und Habgier, Eifersucht und Neid, Undankbarkeit, Unterwürfigkeit, Unachtsamkeit gegenüber Leben und Tod.
Diese Stimmungen fördern die Entwicklung eines schwachen Geistes, denn sie richten unsere Gedanken auf die Dinge der Erscheinungswelt. Geben wir ihnen nach, dann werden Verwirrungen
mit zunehmender Kraft Gewalt über uns erlangen, in unser Wesen eindringen, unseren Geist verunsichern und uns die Selbstkontrolle verlieren lassen.
Befleißigen wir uns dagegen kontinuierlich
jener anderen Geisteshaltung, die die Festung unseres Herzens sichert, unsere tugendhafte Kraft entwickelt und uns unabhängig macht. Welche Arten von Verwirrungen auch immer entstehen mögen,
sie können es nicht aufnehmen mit unserem standhaften Herzen, sie werden ihre Kraft verlieren und verschwinden, sobald ihre Energie verbraucht ist. Als Krieger des Friedens erlangen wir das standhafte Herz
durch unsere Übung der heiteren Stimmungen. Dies sind die heiteren Stimmungen, durch deren Hilfe unser mutiger Geist alles überwindet: Bewußtsein des Lebens und des Todes, Dankbarkeit für alle Wohltaten,
Unbeirrbarkeit im Fortschreiten, Wissen um die Kausalität von Ursache und Wirkung, Respekt vor dem Wert der Zeit, Wachsamkeit uns selbst gegenüber, Selbstvergessenheit, Selbstkritik, Rücksichtnahme,
humanitäre Gerechtigkeit, Aufmerksamkeit gegenüber den Aussagen der Erleuchteten, Freundlichkeit, Mitleid, Geradheit und Rechtschaffenheit, Besinnung auf das Wesentliche.
Wirken diese Stimmungen in unserem mutigen und standhaften Geist, dann lassen wir alle Anhaftungen hinter uns und wir erheben unseren Geist über alle Dinge.
Achten wir deshalb darauf, daß sich unser wacher Geist immer in heiterer Stimmung übt, so werden wir nur wenig leiden, selbst wenn wir unerwartet dem Tode ins Auge blicken.
Dies berichtete Suzuki Shosan
Ursprungstext aus: Thomas Cleary “Zu wissen, wann man kämpfen soll” 12/98 von H.K. überarbeitet für “ Ch’an / Zen, das Sitzen üben “
*
|