Versteckte Schildkröten und tauchende Fische.
Wenn sich die Schildkröte im Schlamm verbirgt, dann kommt sie nicht zu Schaden. Verläßt sie ihr Versteck im Schlamm, können die Menschen sie fangen. Tauchen die Fische in tiefe Gewässer, dann sind sie sicher.
Kommen sie an die Oberfläche, kann der Fischreiher sie töten. Was erkennen wir, wenn wir dies begutachten ? Das Tao der Schädigung und der Pflege des Lebens:
Daß der Mensch seine Lebenskraft nicht aufrecht erhellt, sondern dazu neigt, seinen Untergang zu beschleunigen, liegt darin begründet, daß er es nicht
versteht, sein Licht zu verbergen um es in der Dunkelheit zu nähren. Leichtfertig vertraut er auf seine Verstandeskräfte, nutzt seine Talente,
überzeugt von der Unbezwingbarkeit seines Scharfsinnes zieht er in die Schlacht. Dabei verhält es sich so: Intelligenz, Überlegenheit, überragende Fähigkeiten und Scharfsinn spalten
den Geist, stören die ursprüngliche Natur - die gesunde Energie schwindet durch diesen Mißbrauch von Tag zu Tag mehr, die fehlgeleitete Energie aber befindet sich im Wachstum.
Am Ende ist das Leben erschüttert, der Tod unausweichlich. Die Kunst der eingeweihten Meister besteht darin, daß sie erst gar keinen Gedanken im Inneren aufsteigen lassen und daß sie von Außen nichts in sich aufnehmen.
Scheinbar fehlt ihnen, worüber sie in Wirklichkeit verfügen. Erfüllt sind sie, doch scheinen leer. Augenscheinlich einfältig, besitzen sie ein Verstehen, welches aber zu verwenden sie sich weigern.
Die Erleuchtung in sich bergend, erlauben sie es ihr nicht, zu strahlen. Der wahre Meister gestattet es dem Künstlichen nicht, das Wirkliche zu schädigen. Und er läßt es nicht zu, daß das Äußere sein Inneres stört.
Zuverläßig reagieren die Meister durch intuitive Wahrnehmung, bewegen sich nur unter Druck und handeln allein, wenn sie keine andere Wahl haben. Obwohl sie im Außen reagieren,
bleiben sie doch ruhig und unbewegt in ihrem Inneren. Obwohl physisch aktiv, bleibt ihr Geist ungestört. Triffst Du durch Zufall auf solche Menschen, dann wirst Du nicht sagen können,
wohin sie gehen, folgst Du solchen Menschen, wirst Du nie sagen können, woher sie gekommen sind. Der gewöhnliche Gang der Dinge vermag sie nicht zu binden - also gibt es kein Unglück, was ihnen widerfahren könnte.
Gewiß haben sie Freunde bei den Schildkröten, die im Schlamm verborgen nicht zu faßen sind, und unter den Fischen in der Tiefe, die der Fischreiher nie töten wird.
Dies die weisen Worte aus den Aufzeichnungen des Meisters Liu I-ming im Archiv 068 von

Zum Tao erwachen
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