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Miyuki III-14
14. Chih-kuan ist eine buddhistische Lehre und war ursprünglich kein Geheimnis. Man richte seinen Blick auf die Nasenspitze, sitze aufrecht in gelöster Haltung und konzentriere den Geist auf die Mitte der Bedingungen.
Damit ist nicht unbedingt die Mitte des Kopfes gemeint. Sondern es heiĂźt nichts anderes, als seine Gedanken auf den Punkt zu sammeln, der genau in der Mitte zwischen den beiden Augen liegt.
Das Licht ist beweglich wie ein springender Fisch. Wenn man seine fliehenden Gedanken sammelt und auf die Mitte zwischen den beiden Augen konzentriert, so strahlt das Licht von selbst hinein.
Man braucht seine Aufmerksamkeit gar nicht besonders auf den Palast der Mitte zu richten. In diesen wenigen Worten liegt der Kern der Wahren Lehre beschlossen.
FĂĽr alles weitere beim Ăśben, vom Eintreten in die Stille bis zum Wiederverlassen der Stille, kann man sich an die Vorschriften des Buches Chih Kuan halten.
15. Die beiden Wörter Bedingung und Mitte sind von tiefer Bedeutung. Die Mitte, das Zentrum, ist allgegenwärtig, und jedes Ding der weiten Welt ist darin beschlossen.
Das Wort weist hin auf den Augenblick der Übereinstimmung (Chi) zwischen Schöpfung und Wandlung. Läßt man sich leiten davon (von Chi), so tritt man durch die Pforte (der Lehre).
Bedingung bedeutet, diese Führung (durch Chi) zu betrachten als Anfang und Ende, ohne Verhaftung und Fesselung. Die Bedeutung dieser beiden Worte ist zugleich von höchster Dynamik und Subtilität.
16. Die beiden Begriffe von Chih – Kuan dürfen ursprünglich nicht getrennt werden, sie bedeuten nämlich samadhi und prajna. Wenn nun ein flüchtiger Gedanke auftaucht,
soll man nicht krampfhaft an der Meditation festhalten zu der man sich hingesetzt hat, sondern man soll die Natur dieses Gedankens untersuchen, wie er entstand, wohin er entschwindet.
Wenn man auf diese Weise einem Gedanken genau und gründlich nachgeht, erfährt man seine Wesenlosigkeit – dies ist der Ort seines Entstehens. Nun braucht man sich nicht länger damit zu befassen.
„Ich suchte nach dem Geist und konnte ihn nicht finden“ (fand ihn im Nichts, fand ihn im Wesenlosen, konnte seine Spur nicht finden). „So ließ ich deine Seele Frieden finden!“
Dies ist die richtige Kontemplation. Was dem nicht entspricht, ist falsch. Man hat auf diese Weise das Nicht-Erfahrbare erfahren, soll man zu seiner anfänglichen Übung zurückkehren
und sie wie den Faden eines Kokons unaufhaltsam weiterspinnen. Chih (den streunenden Gedanken Einhalt gebieten) soll gefolgt werden und Kuan (Kontemplation und Weisheit),
und auf Kuan muss wiederum Chih folgen. Dies und nichts anderes ist die „zwiefache Übung von Samadhi und Prajna“, und eben dies ist das Kreisen des Lichts.
Kreisen ist Chih und Licht ist Kuan.
Chi ohne Kuan ist Kreisen ohne Licht Kuan ohne Chi ist Licht ohne Kreisen. Darauf habt Acht.
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- weitere Leseproben
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Kreisen des Lichtes

Literatur zur Goldenen BlĂĽte
Danke fĂĽr Ihr Interesse
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